Samstag, 20. April 2013

Der Frühling hat sich durchboxt



 

Traubenhyazinthen, Immergrün beeindrucken nicht mehr wie letztes Jahr, erfreuen aber immer wieder das Auge. Wir wären nicht wir selbst, wenn wir nichts Neues ausprobiert hätten. Im Herbst gepflanzt, im Winter vergessen - überraschten uns im Frühling die Schachblumen. Da brauchen wir keine Bildunterschrift, oder? Ja, das erste Bild zeigt diese äußerst ästhetische Blüte. Leider ist Ästhetik nicht alles. Wir haben schon wieder vergessen, uns nach dem optimalen Standort für die Pflanze zu erkundigen und haben sie ins halbschattige Igelbeet gesetzt. Erst heute habe ich erfahren, dass die Schachblume eine Lichtpflanze ist, d.h. sie wächst in vollem Licht und erträgt nur in Grenzen eine Beschattung; sie braucht nassen, luftarmen, mäßig stickstoffreichen neutralen Boden.
Ha! Wir haben sie überzeugt, auf einem halbschattigen, ziemlich trockenen Grund zu gedeihen. Erfolg!

Kletterhortensie
Oregano oder Majoran?


Ein Alarmzeichen setzten die Tulpenblätter. Sie wurden unverschämterweise von (höchstwahrscheinlich) Nacktschnecken angeknabbert. Ob sie überleben, werden wir sehen.

Zweiter Erfolg - die Wühlmäuse haben die Tulpenzwiebeln in Ruhe gelassen. Die Schutzkörbchen von meiner Tante sind Gold wert!

Mittwoch, 17. April 2013

Sandkasten für Störfaktoren

Damit unsere Störfaktoren uns effektiv im Garten arbeiten lassen, haben wir uns vorgenommen, eine nachhltige Ablenkung zu gestalten, die aber nicht den (fast)natürlichen Charakter des Gartens zerstört. Plastikrutschen, überdimensionale Schaukel oder ähnliche komerziellen Bauten kamen nicht in Frage.
Letzendlich hat der Klassiker gewonnen - ein Sandkasten sollte hin. Aber wohin? Nicht im Obstgarten - der Teich stellt eine Gefahr dar. Mitte auf dem Aker? Albern. Gefahr für Gemüse. Am besten weit weg. Da im hinteren Teil des Grundstücks sich äh eine Tobewiese befand, haben wir unsere Gartenlandschaftsbaulaienaugen auf diese Region gerichtet.
Wie bei den Pflanzen, mussten wir auch in diesem Fall den Standort berücksichtigen. Damit die zarte Kinderhaut nicht gleich verbrennt oder vom Dauerschatten Gänsehaut bekommt, haben wir uns für einen Mischstandort entschieden. Haha! Dieser Begriff kommt bald in die Lehrbücher! Was meinen wir damit? Ganz einfach - eine Hälfte des Sandkastens befindet sich in der Sonne, die andere, dank der Sichtschutzwand, im Schatten. Genial, gell?
Bitte, erwartet keine vorgefertigten Kasten, nicht mal eine provisorische Abgrenzung aus Holz oder gar aus Plastik. Die Grasnaben sind dicht genug, um den Sand in Grenzen zu halten. Sämtliche Abgrenzeungen, die höhere Festigkeiten als Sand haben, verstecken nur das Verletzungsrisiko. Ungewöhnlich? Vielleicht. Wir lassen es wirken. Diese 14 Sandsäcke.

Donnerstag, 4. April 2013

"Das Stiefmütterchen wird diffamiert" - Gärtnern in ZEIT

Ein Profiblick auf Gartengestaltung, zittiert vom Professor für Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität München aus dem ZEIT-Artikel "Das Stiefmütterchen wird diffamiert" vom 27.3.2013.

Professor Udo Weilacher erinnert daran, das Gärtnern eigentlich eine Abgrenzung von der Natur ist, seit Anfang an, "... seit der Garten erfunden wurde, als die Menschen vor Tausenden von Jahren in Mesopotamien sesshaft wurden, Feldbau betrieben und ihre Äcker zum Schutz vor wilden Tieren einzäunten. Da ging es nicht um Naturnähe, sondern zu hundert Prozent um Nützlichkeit. Kriterien wie Schnönheit kamen hinzu, als der Mensch sich in der Renaissance von den Kräften der Natur emanzipierte - und sie deshalb überhapt erst zu genießen lernte. (...) Die Gartenkunst hat vielmehr immer dan große Sprünge gemacht, wenn Gesellschaften einen Überschuss an Zeit, Geld oder Energie hatten. Wenn heute zwanzig Millonen Haushalte in Deutschland einen Garten haben und die meisten dieser Gärten reine Ziergärten sind, bedeutet das also nicht back to the roots, sondern: Wir leben in einer Überflussgesellschaft, die sich das Luxusprodukt Garten leisten kann."

Weiter erläutert der Professor die modernen Trends der Gartengestaltung:
"Warum stellen wir Mitteleuropäer Buddas auf unsere Terrassen? Nicht weil das unser innigster Wunsch wäre, sondern weil wir nicht mehr wissen, welche Alternativen es gibt. Dass der richtige Baum an der richtigen Stelle viel kontemplativer sein könnte. Und das wissen wir nicht, weil unserer gefühlten Naturnähe eine Naturferne innewohnt."

"(...) was Sie heute in deutschen Vorgärten sehen - weißer Kies, ein auf Bonsai getrimmter Wachholder, schlimmstenfalls noch eine Japan-Laterne -, das ist gärtnerisches Fast Food, der Hamburger der Gartenkunst."

Laut dem Profi fehlt es bei der Gartengestaltung an Geduld. "Das liegt zum einen daran, dass wir öfter umziehen als früher und mit diesen schnelleren Takt der Wunsch verbunden ist, trotzdem einen fertigen Garten zu haben. Zum anderen sind wir alle geeicht auf: heute  online bestellt, morgen gelifert. Gucken Sie mal, wie viel Rollrasn verlegt wird. In den Baumschulen werden auch immer mehr ausgewachsene Bäume verkauft, zwölf Meter hoch und mehr als 20 000 Euro teuer. Es fehlt an Demut gegenüber dem Rhythmus, den ein Garten eigentlich hat. Ich hatte mal eine Kundin, die partout keine Hainbuchenhecke wollte. Orginalzitat: >>Da hängen im Winter immer Leichen drin. (...) Na, die abgestorbenen Blätter. Das ertrage ich nicht. Ich will, dass es immer grün ist.<< Dass Tod und Verwesung zum Gartenzyklus dazugehören, ist nicht mehr selbstverständlich. Das ist der Grund, warum die Menschen massenhaft Kirschlorbeer kaufen. All das Immergrüne, das im Herbst keine Blätter abwirft. Das macht auch weniger Arbeit. Viele Leute haben Angst vor einem pflegeintensiven Garten. Das ist mit das Erste, was sie fragen: Wieviel Arbeit macht das?
(...) Man rechnet etwa mit einer Stunde Gartenarbeit pro Quadratmeter im Jahr."  Bei uns wäre das also 370 Stunden!




Was ich auch genial fand, war die Parkgestaltung in Frankfurt, im Stadtteil Bonames. "Da haben Kollegen einen ehemaligen Militärflughafen in einen Park umgewandelt. eine Möglichkeit wäre gewesen, zu sagen: Wir räumen den ganzen Kram ab, die Startbahn, den Hanga, und gestalten eine Landschaft, wie wir sie von alten Gemälden kennen. Stattdessen haben sie gesagt, und das finde ich sehr, sehr klug: Wir fahren kein einziges Bröckchen Material weg. Mit großen Presslufthämmern haben sie den Asphalt aufgebrochen und in Schollen liegen gelasen. (...) Zwischen diesen Schollen entwickelt sich eine ganz eigene Pflanzenwelt, bilden sich Wasserflächen. Überall schwirren Libelen herum, Kinder fangen Kaulquappen und beobachten Frösche."

Auf die Frage, ob das Stiefmütterchen aus der Mode gekommen ist, antwortet der Professor: "Richtig eingesetzt im Garten, kann das Steifmütterchen ein echter Kanller sein! Für mich sind Stiefmütterchen nicht aus der Mode gekommen, sie werden nur diffamiert. Allein der Name tut diesem Gewächs nicht gut."